Die differenzierte Plastizität der Fassaden erzeugt ein reiches Licht- und Schattenspiel. Der grosse und der kleine Massstab spielen zusammen.

Architekten

von Ballmoos Krucker, Zürich

Bauzeit 2009-2011

Bauherrschaft

Baugenossenschaft Sonnengarten, Zürich

Bauingenieure

ARGE Conzett Bronzini Gartmann, Chur, mit Pfyl Partner, Zürich
Landschaftsarchitekten vi.vo.architektur.landschaft, Zürich

In Zürich zwingt der Mangel an Wohnraum zu einer Verdichtung der Stadt. Die Siedlung Triemli, welche die Bauten aus den 40er Jahren ersetzt, gibt diesem Prozess ein prägnantes Gesicht. Sie führt einen Massstab ein, der an das benachbarte, 1970 eröffnete Stadtspital mit seinen Hochhäusern anschliesst. Allerdings ist die Anlage nicht einfach nur gross. Die zwei langen Zeilen sind vielfach geknickt und abgestuft, sodass sie vom Strassenraum aus nie als Ganzes in Erscheinung treten. Dadurch werden selbst die bescheidenen Bauten der Nachbarschaft nicht erdrückt, zumal die geneigte Topographie geschickt genutzt wird. Erst wenn man zwischen den Zeilen hindurch ins Innere der Anlage tritt, wird deren ganze Grösse spürbar. Vor allem, wenn man von unten an die hohe, konkave Front der südlichen Zeile emporblickt, entwickelt sie eine grosse Wucht. Der von den Bauten umfasste Binnenraum gleicht weniger einem Hof, als man aufgrund des Planes vielleicht vermuten würde. Seine Grösse und seine reich modellierte Topographie lassen ihn vielmehr als Kammer einer offenen und kontinuierlichen Stadtlandschaft erscheinen, die sich gut mit der modernen Stadt der benachbarten Siedlungen verbindet. Dem entspricht, dass die Gebäude nach aussen hin von den Strassen zurücktreten, sodass auch dort ein Grünraum offen bleibt. Grosszügige Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss und helle Treppenhäuser tragen viel zur Wohnqualität in der Anlage bei. Die unterschiedlich grossen Wohnungen sind jeweils um einen zentralen Raum mit offener Küche organisiert, der die ganze Gebäudetiefe durchstösst. Dadurch können die Wohnungen maximal von der Unterschiedlichkeit der angrenzenden Stadträume profitieren, von der Südsonne ebenso wie von der grandiosen Aussicht, die sich zumindest aus den oberen Geschossen nach Nordosten hin eröffnet. Balkone, im Süden als Ausweitung einer Loggia, erlauben es auf beiden Seiten, aus der Gebäudeflucht hinauszutreten. Sie tragen zur reichen Plastizität der Fassaden bei, die trotz des hohen Fensteranteils schwer und kräftig wirken. Mit der fein strukturierten Oberfläche der Betonelemente, dem Streckmetall der Balkonbrüstungen und dem Textil der Vorhänge wird der Tastsinn ebenso angesprochen wie das Auge, das im Kleinen gleichermassen Nahrung findet wie im Grossen.

  • Obwohl die Gebäudezeilen in etwa den Strassen folgen, bilden sie keine Strassenbebauung. Nicht so sehr eine „rue corridor“, als vielmehr ein offener Stadtraum entsteht.

  • Der gefasste Raum zwischen den geknickten Zeilen ist terrassiert und mit dem Wegnetz der benachbarten Siedlungen verknüpft. Er wird sich, sobald die Bäume die nötige Grösse erreicht haben, zu einem parkartigen Stadtraum entwickeln.

  • Eingezogene Loggien, die mit Vorhängen geschlossen werden können, bilden geschützte Aussenräume. Indem die Balkone leicht vor die Fassade vortreten, nehmen die Wohnungen aber trotzdem Anteil am Stadtraum und umgekehrt. Öffentlich und privat bleiben zwar klar getrennt, werden aber auch miteinander verknüpft.

Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf

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