Leon Widmer hat in seiner Abschlussarbeit ein beeindruckendes Projekt realisiert: den Nachbau des berühmten LC2 Original Corbusier Sessels – jedoch aus Beton. Diese Herausforderung erforderte sowohl technisches Können als auch kreatives Denken.

 

Für Le Corbusier war Beton nicht nur ein Werkstoff, sondern ein Instrument zur Realisierung innovativer Architektur, die neue räumlich-skulpturale Dimensionen eröffnete. Bereits vor Jahren entdeckte Leon in den Lauben der Berner Altstadt einen Sessel aus Beton und verliebte sich sofort in das ironische Re-Design des LC2-Sessels von Stefan Zwicky. Inspiriert von Zwickys Worten „Grand confort, sans confort, dommage à corbu“ (Grosser Komfort, kein Komfort, schade für den Corbu), setzte sich Leon das Ziel, diesen Sessel für den Garten seines Zuhauses nachzubauen.

Sein Projekt begann mit der Recherche nach Bildern und Informationen des Originalsessels, gefolgt von der Erstellung eines detaillierten Plans. Mit Unterstützung seiner Betreuungsperson Tim Wüthrich wurden die Holzbretter präzise zugeschnitten und die Boxen zusammengesetzt – insgesamt 25 verschiedene Teile, die exakt verschraubt werden mussten.

 

Die nächste Herausforderung war die Beschaffung und Anfertigung der gebogenen Stangen sowie der notwendigen Dreiecksleisten. Trotz logistischer Hürden – die Leisten beispielsweise waren in einem Baumarkt erheblich teurer als in einem anderen – gelang es Leon und seiner Familie, alle Materialien zu beschaffen.

 

Ein weiteres Highlight war das Giessen der Betonelemente. Hierbei arbeitete Leon mit der ganzen Familie zusammen, um stabile und präzise Betonteile zu fertigen. Ein Familien-Highlight sozusagen. Das Armierungseisen wurde sorgfältig zugeschnitten und positioniert, um die notwendige Stabilität zu gewährleisten.

Leon lernte viel über den Umgang mit Werkzeugen und Maschinen, darunter das Sägen mit der Tischkreissäge und das Schweissen mit verschiedenen Techniken. Er musste genaue Messungen durchführen und exakte Pläne erstellen, was sich als eine der grössten Herausforderungen erwies. Trotz einiger Rückschläge, wie falsch dimensionierte Boxen, bewies Leon Ausdauer und Problemlösungsfähigkeiten, indem er die Fehler korrigierte und weiterarbeitete.

 

Der Prozess war nicht nur eine technische, sondern auch eine persönliche Reise. Leon erkannte die Bedeutung präziser Planung und Zeiteinteilung, lernte aus Fehlern und erlebte die Unterstützung seiner Familie und Lehrer. Besonders hebt Leon die wertvolle Hilfe von Tim Wüthrich hervor, der ihm bei den grossen Maschinen zur Seite stand und stets Vertrauen in Leons Fähigkeiten hatte.

 

Die letzte grosse Herausforderung war es, den rund 200 bis 300 kg schweren Stuhl von zu Hause in die Schule und zurückzubringen. Vom Engagement des Schülers beeindruckt, hat sich die Firma KIBAG auf den Weg gemacht, um Leon den Transport zu ermöglichen.

Mittlerweile steht der Stuhl an seinem von Anfang an geplanten Ort, im Garten der Familie Widmer. Wir gratulieren Leon für seine Leistung und das wundervolle Werk, dass er geschaffen hat.

 

Leons Projekt ist eine beeindruckende Hommage an Le Corbusier und zeigt, dass sogar Beton in der Lage ist, Komfort zu schaffen – auch wenn dieser Komfort nicht physisch, sondern ästhetisch und symbolisch ist. Denn wie Le Corbusier einst sagte: „Stühle sind Architektur, Sofas sind spiessbürgerlich.“ Mit seinem Betonsessel hat Leon nicht nur ein funktionales Möbelstück geschaffen, sondern auch ein architektonisches Statement, das im Garten der Familie eine klare Botschaft hinterlässt.

Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf

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