Bauteile mit unterschiedlicher Nutzungszeit trennen
Hier gilt es wohl eine Differenzierung zwischen der Statik und anderen Anforderungen am Bau zu machen. Die heutigen Deckenstärken haben auch mit Schallanforderungen und mit dem Einlegen der Gebäudetechnik, vor allem der Lüftungsanlagen, zu tun. Aufgrund der erhöhten Schallanforderungen dimensioniert man aus Vorsicht die Decken häufig stärker als bei einer durchdachten und korrekt ausgeführten Konstruktion nötig wäre. Neben den hohen Schallanforderungen spielt ein weiterer Aspekt eine Rolle: man «versorgt» lieber die Leitungen unsichtbar, weil eine gute, ästhetisch befriedigende Planung der Leitungsführung aufwändig und kostspielig ist.
In einer nachhaltig durchdachten Konzeption machen eingelegte Leitungen indessen in mancherlei Hinsicht keine Sinn. Vieles wird dadurch erschwert, wie beispielsweise der Rückbau von Gebäuden oder die Wiederverwendung von Betonteilen. Es ist daher zentral, bereits bei der Planung darauf zu achten, dass Bauteile mit unterschiedlichen Nutzungszeiten getrennt realisiert werden. Es gilt das Prinzip 100/50/30/10, das die Lebensdauer der Tragstruktur (100 Jahre), der Fassade (50 Jahre), der Haustechnik (30 Jahre) und des Innenausbaus (10 Jahre) definiert.
Lohnender Mehraufwand
Auch bei illiz architektur in Zürich werden, wie die Architektin und Partnerin Petra Meng sagt, weitaus häufiger Flachdecken geplant. Beim Schwimmbad Allmändli in Erlenbach (ZH) kam jedoch eine Kassettendecke zur Anwendung. «Dies bot sich nicht nur aus optischen Überlegungen an», sagt die Architektin. «Da die Decke eine grosse Fläche überspannte, ergaben sich durch diese Konstruktion auch statische Vorteile.» Die Crux: Unter dem Strich sind Rippen- und Kassettendecken mit planerischem, baulichem und damit zeitlichem und finanziellem Mehraufwand verbunden. Walter Kaufmann: «Bei einer Flachdecke wird die Armierung auf einem horizontalen Schaltisch verlegt, dann wird der Beton gegossen. Die Haustechnik kann anschliessend fast beliebig positioniert werden.» Anders bei Rippen- und Kassettendecken, bei denen bereits im Vorfeld Armierungspläne erstellt werden müssen, die Schalungen aufwändiger sind und die Haustechnik vorab geplant werden muss. Die Konstruktion der Schalungen vor Ort gestaltet sich ebenfalls aufwändiger. All dies verursacht einen grösseren Arbeitsaufwand und damit höhere Personalkosten. Die Kostenersparnis bei geringerem Materialaufwand ist hingegen beinahe vernachlässigbar, denn der Rohbau macht in der Regel nur rund 10 Prozent der Gesamtbaukosten aus. Zudem ist Beton günstig – zu günstig, wie der Experte findet: «Für meine Begriffe ist es unumgänglich, das Material zu verteuern, um finanzielle Anreize zur Nachhaltigkeit zu schaffen.»