Die Kostbarkeit der bescheidenen Fassade erschliesst sich erst auf den zweiten Blick, der eine sorgfältige Gestaltung bis ins kleinste konstruktive Detail offenbart.

Gebäude der Architektenkammer, Salamanca

Architekten

Carmen Martínez Arroyo, Rodrigo Pemjean, Madrid

Bauzeit 2008-2010

Bauherrschaft

Colegio Oficial de Arquitectos de León, Delegación de Salamanca

Bauingenieure

Patrick Gartmann (Conzett Bronzini Gartmann), Chur

Der Boden von Salamanca gleicht einem Palimpsest und ist reich an wertvollen Spuren der Geschichte. Beim Neubau für die Architektenkammer von Leon war es deshalb wichtig, den Fussabdruck klein zu halten und das Gebäude, das Ausstellungsräume, Büros, einen Konferenz- und Schulungsraum sowie Archiv- und Serviceräume beherbergt, in die Höhe zu entwickeln. Andererseits gebot die Lage am Rand der Altstadt und in unmittelbarer Nähe von Kathedrale und Kloster San Esteban Zurückhaltung. Die Fassade schweigt sich daher über die wahre Grösse des fünfgeschossigen Baus aus und deutet dessen Bedeutung nur an. Trotzdem werden in ihr die Themen des Gebäudes bereits angespielt, wie in der Ouvertüre einer Oper. Geschosshohe Steinplatten sind im Erdgeschoss parallel zur Strasse gesetzt, sodass sie den Bau sockelartig abschliessen, während sie im Obergeschoss senkrecht zur Strasse stehen, sodass sie zum Gitter werden und gleichzeitig in die Tiefe verweisen. Dies entspricht der Logik der orthogonalen, gerichteten und gestapelten Struktur des Baus. Ein Eisengitter lässt den Blick in einen Eingangshof frei und in die Grube einer archäologischen Ausgrabung, sodass man erahnt, dass der Bau sich weiter in die Vertikale und in die Tiefe entwickelt, als man auf den ersten Blick vermutet. Ortbetonwände, horizontal geschalt und dadurch in ihrer Gerichtetheit betont, lassen die Baustruktur sichtbar werden. Durch ihre Tönung und durch die Textur der Bretterschalung sind sie dem Ausdruck der Steinplatten angenähert. Vorgerosteter Stahl, Sperrholz und Glas ergänzen die sorgfältig aufeinander abgestimmte Material- und Farbpalette. In ihr zeichnet sich die Hierarchie der Elemente klar ab, ohne durch einen Kontrast inszeniert zu werden. Der wichtigste Baustoff aber ist das Licht. Zenitallicht wird über schmale Schlitze und Höfe mehrere Geschosse tief in das Gebäude hineingeführt, streicht über die fein strukturierten Betonwände und wird in die Räume zerstreut, wo es sich mit kontrolliert einfallendem Seitenlicht mischt. Im zentralen Ausstellungsbereich kommt ein Nordlicht hinzu, das über hohe, zu lamellenartigen Trägern gestreckte Sheds eingefangen wird. Jeder Raum hat eine eigene Lichtqualität: kunstvolles, korrektes und grossartiges Spiel der Räume im Licht.

  • Die Kostbarkeit der bescheidenen Fassade erschliesst sich erst auf den zweiten Blick, der eine sorgfältige Gestaltung bis ins kleinste konstruktive Detail offenbart.

  • Der Gebäudetrakt an der Strasse überspannt den Eingang und ein Feld mit archäologischen Grabungen.

  • Ein Gitter greift die Lamellenstruktur der Fassade auf und schliesst diese ab, erlaubt aber gleichzeitig einen Einblick in den Eingangshof.

  • Der grosse, stützenfreie Ausstellungsraum im Erdgeschoss wird durch das Licht zoniert und kann durch hölzerne Schiebe- und Drehwände zusätzlich gegliedert werden. Tragstruktur, Raumstruktur und Lichtführung spielen zusammen.

  • Schmale Höfe belichten die Büros in den Obergeschossen, aber auch den Konferenzraum im Untergeschoss.

Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf

Newsletter Anmeldung

Gerne informieren wir Sie mehrmals pro Jahr über aktuelle Anlässe, Publikationen und Wissenswertes rund um den Baustoff Beton.