Zunächst erkennt man ein öffentliches Gebäude und erst auf den zweiten Blick ein Schulhaus. Der Bau wirkt zuerst allseitig und autonom, dann erweist er sich aber als präzise auf Ort und Aufgabe bezogen.

Schulhaus und Kindergarten, Grono

Architekten

Raphael Zuber, Chur

Bauzeit 2009-2011

Bauherrschaft

Comune politico di Grono

Bauingenieure

Patrick Gartmann (Conzett Bronzini Gartmann), Chur
Bauleitung Devis Bruni, Giulio Cereghetti, Mesocco
Landschaftsarchitekten 4D, Bern

Das Dorf Grono gehört politisch zum Kanton Graubünden, liegt aber südlich des San Bernardino in italienischsprachigem Gebiet, wo sich das Tal der Moesa zum ersten Mal etwas ausweitet und die Agglomeration von Bellinzona beginnt. Quadratisch im Grundriss und allseitig orientiert, wirkt das neue Schulhaus zunächst ganz auf sich selbst bezogen. Seine aussergewöhnliche und prägnante Gestalt betont jeweils die Mitte der vier Seiten und die Ecken gleichermassen, was den Bau zentriert und als Ganzheit stärkt. Der kreisrunde, ummauerte Garten hält die Umgebung auf Distanz und lädt dazu ein, das Gebäude zu umschreiten. Dabei zeigt es sich als bestens eingebunden: Vom alten Schulhaus her wird der Weg über eine Brücke in das Neue verlängert, wobei der Blick auf den dahinter liegenden Taleinschnitt des Val Grono gelenkt wird. Die Hanglage ist genutzt, um diesen Weg durch das runde Herz des Hauses hindurch zu führen und gleichzeitig Schule und Kindergarten mit eigenen Zugängen und Aussenräumen zu entflechten. Hang- und talseits durchdringt man die aussen liegende Struktur des Gebäudes mittig durch eine kreisrunde Öffnung, obwohl sich an dieser Stelle die Kräfte der weit auskragenden Geschosse bündeln. Das mittlere Stockwerk ist höher als die anderen. Hier befinden sich Saal, Bibliothek und Lehrerzimmer. Darüber liegen die Klassenräume, darunter ein Hort und ein Kindergarten. Innerhalb der massiven Struktur aus eingefärbtem Ortbeton sind alle anderen Elemente untergeordnet. Die Zwischenwände aus geschlämmtem Backstein, die innere Fassade aus Holz und Glas sowie alle Installationen und Möbel folgen dabei möglichst einfach und direkt den Bedingungen des Programms. Daraus ergeben sich reizvolle Überlagerungen, wobei die kräftige Primärstruktur stets spürbar bleibt. Dieser Plan erinnert an Livio Vacchini, den Tessiner Meister der rationalen Architektur. Aus der freudigen Bejahung des Spezifischen gewinnt der Bau jedoch zusätzliche Kraft und Poesie - als wären die alten Gegensätze zwischen dem Geist der Gotik und dem Geist der Klassik aufgehoben, Nord und Süd vereint.

  • Alle zu den Ecken hin ausgreifenden Bogen sind als Segmente derselben Ellipse definiert. Die Varianten ergeben sich durch die unterschiedlichen Geschosshöhen und den variablen Abstand zur Mitte.

  • Das Haus bleibt relativ niedrig und scheint schwer im Grund zu lasten. Von der Kantonsstrasse aus bleibt daher der Bezug zum Talgrund und zu den gegenüber liegenden Seitentälern erhalten.

  • Beim Haupteingang bilden die betonierte Rückwand der Serviceräume und eine massive Brüstung einen geschützten Vorbereich zwischen Innen und Aussen.

  • Die Präsenz der aussenliegenden Tragstruktur verleiht den Innenräumen trotz riesiger Glasflächen einen geborgenen Charakter. Auch in den einzelnen Räumen bleibt das Ganze stets spürbar.  Das Zusammenspiel von Kern und unterschiedlich breiten Scheiben der äusseren Tragstruktur verleihen dem Bau die nötige Erdbebensicherheit.

Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf

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