Die kolossale, chromglänzende Figur von Alex Hanimann ist von überall her zu sehen, oft allerdings nur teilweise. Bild: Kuster Frey
Die kolossale, chromglänzende Figur von Alex Hanimann ist von überall her zu sehen, oft allerdings nur teilweise. Bild: Kuster Frey
Architekten | huggenbergerfries Architekten, Zürich |
Bauzeit | 2010-2013/14 |
Bauherrschaft |
Hochbauamt Kanton St. Gallen |
Bauingenieure |
Walt & Galmarini, Zürich |
Bauleitung |
Cristuzzi Architektur, Heerbrugg |
Landschaftsarchitekten |
Pauli Stricker Landschaftsarchitekten, St. Gallen |
Der Bau lässt die Komplexität der Aufgabe, einen Schulkomplex von 1975 (Architekten: Bächtold + Baumgartner) zu erweitern und zu sanieren, kaum noch erahnen. Ein neuer, in der Höhe abgestufter Gebäudetrakt verbindet den bestehenden Westtrakt mit den ebenfalls bestehenden Turnhallen und ersetzt den alten Eingangsbereich durch eine grosszügige Halle. Das Resultat ist ein Amalgam, in dem sich Alt und Neu kaum noch unterscheiden lassen. Prägend ist die Baustruktur. Die feingliedrigen, hohen Rippendecken, die im Bestand als an Ort betonierte Kassettendecken ausgebildet sind, bestehen im Neubau aus vorfabrizierten Elementen. Sie geben den Innenräumen Rhythmus und Richtung, zumal das Licht in sie integriert ist. Im Äusseren findet diese ebenso kräftige wie kleinteilige Gliederung ein Echo in der engen Pfeilerstellung der Fassade. Diese spricht zunächst vom Tragen und Lasten: Dunkle Stützen kontrastieren zu kräftigen, die Deckenstirnen nachzeichnenden Gesimsen. Dieser Eindruck wird aber sofort überlagert von demjenigen einer Umhüllung, da die Gliederung auch die Stirnseiten der Baukörper umfasst und bei näherer Betrachtung zu sehen ist, dass die Horizontalen nicht etwa auf den Vertikalen aufliegen, sondern von diesen durchstossen werden. Überdies sind die Bänder in den Ecken frei miteinander verknotet und können auch einmal in die Vertikale kippen, ähnlich wie in der osmanischen Architektur tektonische Gliederungselemente textil verwendet werden. Damit gewinnt die Fassade eine Ambivalenz und Anschmiegsamkeit, die ihr hilft, die vielen und komplizierten Anschlussprobleme zu meistern, die sich durch die unterschiedlichen Niveaus der Bautrakte ergeben. Als grundsätzlich tragende Fassade greift sie dabei Themen der bestehenden, nicht tragenden Westfassade auf. Das Herz der Anlage bildet die Eingangshalle, in der sich das Thema des Verbindens und Verwebens räumlich manifestiert. In grosszügigen, bühnenartigen Treppenanlagen verknüpfen sich die verschiedenen Wege und Niveaus. Im Zentrum der Halle, das nicht in ihrer Mitte liegt, steht Vanessa, eine kolossale Figur des Künstlers Alex Hanimann. In selten glücklicher Weise profitieren hier Kunst und Architektur gegenseitig voneinander, ohne dabei ihre Autonomie aufzugeben.
Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf
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