Die Färbung des Betons ist dem lokalen Gestein angeglichen, aussen auch die Oberflächenstruktur, indem Abgüsse von Felsplatten in die Schalung eingelegt worden sind.

Museum für Kunst und Archäologie Vale do Cão MAAVC

Architekten

Camilo Rebelo, Tiago Pimentel / Sandra Barbosa, Porto

Bauzeit 2004-2009

Bauherrschaft

Ministério da Cultura IGESPAR

Bauingenieure

G. O. P. Gabinete de Organização e Projectos
Fundament/Struktur Jorge Nunes da Silva

Im Grenzgebiet von Portugal und Spanien, wo der Duero und seine Nebenarme tief in das hügelige Hochland einschneiden, gibt es zahlreiche prähistorische Felsenzeichnungen. Dieses Weltkulturerbe liegt weit verstreut in der freien Landschaft, eingeritzt in unscheinbare Felsplatten. Man besucht es mit Hilfe von Führern, wobei der Fluss oder ein Geländewagen den Zugang erleichtern. Das neue Museum in der Nähe des Städtchens Vila Nova de Foz Côa dient dem weitläufigen Archäologiepark Vale do Côa als Informationszentrum und als Anlaufstelle. Hoch über der Mündung des Flüsschens in den Duero gelegen, bringt seine Architektur diese Position und Aufgabe zum Ausdruck. Einer mächtigen Felsplatte gleich, die sich über eine Geländenase hinausschiebt, befestigt der Bau den Rand des Hochplateaus. Der Zugang erfolgt von oben, wo die horizontalen oder leicht schiefen Ebenen des Daches zunächst den weiten Horizont in Szene setzen. Die vermeintlichen Brüche in der Gebäude-Platte erinnern dabei an die tektonischen Verwerfungen, welche die Geologie der Landschaft prägen. Die Tiefe der Täler wird allerdings erst richtig sichtbar, wenn man auf das Dach hinaustritt oder aber durch einen engen Einschnitt zu einem Ausguck hinuntersteigt, der den Blick auf das geschichtsträchtige Vale do Côa lenkt. Die Ausstellungsebene erreicht man vom Dach aus direkt über eine Treppe oder über einen Aufzug, besser aber über eine lange Rampe, die allmählich in das steinerne Massiv des Baus hinunterführt. Der sich wie eine Felskluft dramatisch verengende und wieder öffnende Weg führt Schritt für Schritt vom gleissenden Sonnenlicht in einen tief verschatteten Vorhof. Dieser bildet den Auftakt zu den weitgehend im Dunkeln liegenden Museumsräumen, in denen nur noch punktuell ein Bezug zur Landschaft zugelassen wird. Erst wenn man nach dem Ausstellungsbesuch noch weiter ins Gebäudemassiv hinuntersteigt, bis man befürchtet, sich in dessen Tiefe zu verlieren, öffnet sich der Raum erneut. Im Restaurant findet man sich gleichsam unter dem Gebäude wieder, das als Ganzes zum Dach wird, das den Blick nach oben hin begrenzt und über Eck in die Tiefe lenkt. Nochmals wird hier die Landschaft in Szene gesetzt, analog und kontrapunktisch zur Inszenierung auf dem Dach.

  • Die Horizontalität des Baukörpers unterstützt die Wahrnehmung der hügeligen Topographie. Seine Gestalt bleibt zunächst ein Geheimnis. Der Weg scheint in die Erde hinunterzuführen.

  • Auf dem Dach lenkt ein Olivenbäumchen den Blick auf sich und dient dem Panorama der Landschaft als Repoussoir. Mit dem Weg auf das Dach bewegt man sich analog zum Flüsschen Côa tief unten im Tal.

  • Die Färbung des Betons ist dem lokalen Gestein angeglichen, aussen auch die Oberflächenstruktur, indem Abgüsse von Felsplatten in die Schalung eingelegt worden sind. Ein allzu expliziter Naturalismus wird jedoch vermieden. Das Lagern der Steinschichten wird nicht nachgezeichnet und die Volumen sind geometrisch präzise geschnitten. 

  • In den dunklen Ausstellungsräumen werden vor allem Repliken der im Original weit verstreuten Felszeichnungen gezeigt und erklärt.

  • Der Eingang zum Museum und das Empfangsbüro für die Führungen im Archäologiepark befinden sich an einer Ausweitung des kluftartigen Zugangsraumes. Spätestens nach dem Museumsbesuch ist man geneigt, in den zufälligen Zeichnungen des glatt geschalten Betons Figuren zu sehen.

Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf

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