Die Eingangsterrasse ist eine Bühne, auf der man sich entscheidet, nach rechts in die Bibliothek oder nach links ins Empfangsgebäude mit Ausstellungsraum und Auditorium einzutreten.
Bild: Kuster Frey
Die Eingangsterrasse ist eine Bühne, auf der man sich entscheidet, nach rechts in die Bibliothek oder nach links ins Empfangsgebäude mit Ausstellungsraum und Auditorium einzutreten.
Bild: Kuster Frey
Architekten |
Mangeat Wahlen Architectes, Nyon |
Bauzeit | 2009-2013 |
Bauherrschaft |
Fondation Jan Michalski pour l’écriture et la littérature, Montricher |
Bauingenieure |
Muttoni & Fernadez, Éclubens; Lurati Muttoni Partner, Mendrisio; Dupuis & Associés, Nyon; Charpente Concept, Perly |
Landschaftsarchitekten | Raderschallpartner, Meilen |
Generalunternehmung | Losinger Marazzi, Bussigny |
Wie eine Fata Morgana taucht die Maison de l’Écriture über den flimmernden Feldern der Waadt auf. Sie liegt, wo das flache Hügelland endet und der steile, bewaldete Hang des Juras beginnt. Leuchtend weiss, aber mit unscharfen Konturen, ist sie kein Haus; man denkt viel eher an einen lichten Wald beim weitläufigen, mit organisch anmutenden Formen durchbrochenen Dach, das für ein lebendiges Licht- und Schattenspiel sorgt zwischen den vielen schlanken Stützen: ein heiliger Hain der Literatur, der zahlreiche Assoziationen ermöglicht. In diesen Portikus wird man hangseits geführt, sodass die Landschaft zunächst ausgeblendet wird, um sich dann umso eindrücklicher wieder zu öffnen. Wer auf die Terrasse zwischen den beiden Baukörpern tritt, glaubt das ganze Mittelland überblicken zu können. Rechts liegt die Bibliothek, links das Empfangsgebäude mit dem Ausstellungsraum und dem Auditorium. Was noch fehlt, sind die Klausen für die Schriftarbeiter, die wie Baumhäuser unter das Dach gehängt werden. Unterschiedliche Architekten planen sie, und sie werden veränderbar bleiben: Die Anlage ist ein «Non-finito» mit Elementen unterschiedlicher Lebensdauer. Ein fester, schützender Schrein ist die Bibliothek. In der harten Betonschale steht ein Haus aus massivem Eichenholz, das aus gewaltigen Bücherregalen besteht. Diese tragen das Dach und bilden die hohen Wände des schmalen Raumes, an die Galerien, Treppen und Zwischenpodeste gehängt sind. Licht sickert von oben und durch erkerartige Nischen ein, die in die Wände eingelassen sind und in die man sich zum Arbeiten zurückziehen kann. Im zweiten Baukörper gehen zwei Wege von der offenen Eingangsebene aus. Einer führt nach oben in den lichten Ausstellungssaal, der andere nach unten ins Auditorium, dessen unterirdische Architektur sich in einer «Promenade architecturale » erschliesst: Über eine Galerie, die einen ersten Einblick in den Saal ermöglicht, und ein geräumiges Foyer mit Kaminfeuer wird man schliesslich ins Auditorium geführt, das man beim Hinuntersteigen umrundet. All diese Raumbereiche gehen ineinander über und sind miteinander verbunden, ohne dass man von einem offenen Raumkontinuum sprechen möchte. Raumbildung und Lichtführung sind durch Holzbekleidungen moduliert, werden aber primär durch die ausdrucksstarke Betonstruktur geleistet, die gleichermassen an Soffitten eines Theaters und an das Gerippe eines Wals erinnert.
Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf
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