Entscheidend tragen schliesslich die reliefartigen Ornamente, welche die Betonoberflächen überziehen, zur Wirkung des Gebäudes bei. Ein Ornament auf einer Truhe, die Bardill erworben hatte, diente als Inspiration für die Rosetten, die in drei verschiedenen Grössen in die Schalung geschnitzt wurden.

Architekten Valerio Olgiati, Architekt, ETH/SIA
Projektbeginn 2002
Realisation 2006 - 2007
Bauleitung Linard Bardill
Ingenieure Patrick Gartman, Conzett Bronzini Gartmann AG, Chur
Unternehmung David Geyer, Burg im Leimental
Bauherrschaft Linard Bardill, Musiker + Schriftsteller

Gegenüber von seinem Wohnhaus in Scharans hatte der Schweizer Liedermacher und Schriftsteller Linard Bardill einen alten Stall erwerben können – gemäss den Bauvorschriften musste ein Ersatzneubau dieses Volumen exakt nachbilden. Valerio Olgiati errichtete einen Mauerkranz aus rotbraun durchgefärbtem Beton. Die Hangseite und die Fassade zum Dorfplatz sind als Giebelfronten ausgebildet.

Die wichtigste Öffnung ist die grosse, rechteckige Aussparung in der Schaufassade zum Dorfplatz. Diese wendet sich nicht nur dem öffentlichen Raum zu, sondern erlaubt auch Einblicke. Was von aussen monolithisch und wie für alle Ewigkeiten festgefügt wirkt, ist letztlich gar kein Haus, sondern ein grosser Hohl- oder Hofraum. Die Giebelfronten ragen eigentlich funktionslos in die Höhe, das Gebäude hat kein Dach. Und statt einer Decke hat Olgiati eine ebenfalls rot durchgefärbte Betonplatte eingezogen, die mit einem riesigen elliptischen Durchbruch versehen ist. Auf der Nordseite schliesst sich das Studio an, das sich Bardill wünschte.
 
Die Jury faszinierte, dass Bardills Atelier als intimes Studio ebenso wie als öffentlicher Kulturbau verstanden werden kann. Die Monumentalität des Volumens wird durch drei entwerferische Entscheidungen gemildert und differenziert. Die erste Fixierung betrifft das räumliche Konzept des Atriums ohne Haus und der Giebelwände ohne Dach. Die zweite zielt auf die Farbigkeit des Materials: Durch Pigmente und zusätzlich beigegebenes Steinmehl erzielt Olgiati einen kräftigen, erdhaften Farbton, welcher das Volumen in die Farbigkeit der Umgebung zu integrieren vermag. Hinzu kommen schliesslich die reliefartigen Rosetten, welche die Betonoberflächen überziehen. Über alle Flächen verteilt, unterstützen die Ornamente die homogene Konzeption des monochromen und monolithischen Gebäudes und relativieren doch seinen monumentalen Gestus.

Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf

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