Beton kann man jetzt per A-Post versenden

Die Schweizerische Post hat 2020 eine Sonderserie Briefmarken lanciert. Die Motive stehen für das Kunstengagement der Post. Das Spezielle an der neusten Marke: Sie besteht zu einem Teil aus Beton. Ähnlich wie im originalen Baustoff ist dem Strukturlack der Marke ein Anteil Zement beigemischt. Was Beton aber genau mit Kunst und der Post zu tun hat, durften wir bei der Kunstverantwortlichen der Post, Diana Pavlicek, nachfragen. 

Briefmarke «Kunst am Bau», Kleinbogen mit 8 Marken

Diana Pavlicek, Leiterin Fachstelle Kunst bei der Schweizerischen Post

Die Post erweitert ihre Serie von Briefmarken «Kunstengagement der Post» um eine «Betonmarke», die dem Bereich Kunst am Bau gewidmet ist. Das Spezielle an der Briefmarke: das Papier punktet mit einem Anteil Zement im Strukturlack. Haben Sie damit die Briefmarkendrucker vor grosse Herausforderung gestellt?

Es ist in der Tat nicht ganz einfach, die Markenbögen mit einem matten Lack zu versehen. Aber wir haben das mit den Druckern ganz gut hinbekommen. Nämlich, eine Optik ähnlich einer Betonfläche wiederzugeben. Spannend ist zudem, dass wir mit dem Beimischen von Zement eine betonverwandte Haptik erzeugen konnten.


Die Marke ist schlicht und zeigt im Wesentlichen eine nackte Betonwand. Was ist das Konzept dahinter?

Wir wollen damit zeigen, dass mit dem Aufkommen von Betonbauten ein wegweisender Shift stattgefunden hat. Mit armiertem Beton wurden die Fassaden der Gebäude grossflächiger. Damit verschwanden die verspielten Elemente wie Portale, Friesen, oder Erkerchen und machten grossen Flächen Platz. Die Kunst, die bis anhin als sog. «Bauschmuck» eben diese Flächen schmückte, musste sich somit emanzipieren. Eine neue, eigenständige Kunstform bespielt seither auf Augenhöhe, als Kunst am Bau, die neuen Gebäude. Nach dem 2. Weltkrieg ist zudem festgelegt worden, 1 % der Bausumme von Staatsgebäuden für Kunst am Bau einzusetzen. Beton hat also der Kunst am Bau zu ihrer Eigenständigkeit verholfen und ihr dadurch einen neuen Stellenwert gegeben. Das wollen wir mit der Marke thematisieren und symbolisieren.

 

Das Portfolio der Sammlung Kunst am Bau-Werke, die noch im Besitz der Post ist, umfasst rund 75 Werke. Welches davon ist Ihr Favorit?

Das ist schwierig zu beantworten, weil die Bandbreite an Werken von den 1950er Jahren bis heute ziemlich gross ist. Einen speziellen Bezug habe ich zur Brunnenanlage von Fred Perrin in Delémont. Wegen Umbautätigkeiten mussten wir die Brunnenskulptur abbauen, renovieren und umplatzieren Die Zusammenarbeit mit Perrin war dabei sehr bereichernd. Leider ist der Künstler 2022 verstorben. Die Vernissage der Brunnenanlage am neuen Ort war ihm nicht mehr gegönnt.

 

Wie schätzen Sie den Sammlerwert der «Betonmarke» ein?

Die «Betonmarke» gehört zu einem Trio, das unsere Kunstbereiche Kunstsammlung, Kunst in der Peripherie und Kunst am Bau vervollständigt. Die «Leinwandmarke» für den Bereich Kunstsammlung war die Interpretation einer weissen Leinwand. Sie wird immer wieder angefragt, obwohl sie bereits ausverkauft ist. Auch die grüne «Pflanzenmarke» für den Bereich Peripherie ist gefragt. Sie ist übrigens mit Chlorophyllpigment gedruckt  und verändert im Lauf der Zeit ihre Farbe. Die «Betonmarke» wird hoffentlich ebenfalls grossen Anklang finden und gesammelt werden!

 

Diana Pavlicek ist Leiterin Fachstelle Kunst bei der Schweizerischen Post. Sie kuratiert die Sammlung und ist fürs gesamte Kunstengagement zuständig.

 

Die «Betonmarke» zu CHF 1.10 (A-Post) ist ab 9. Mai 2023 in 8-er Bögen auf postshop.ch und in den Filialen der Post, solange Vorrat, erhältlich.

    Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf

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