Die fast maskenhafte Frontalität des Baus findet ein Gegenüber in einem gefalteten Schattendach, das den Pausenhof der benachbarten Schule vom Museumsgarten abtrennt und Fluchtwege integriert.
Bild: Kuster Frey
Die fast maskenhafte Frontalität des Baus findet ein Gegenüber in einem gefalteten Schattendach, das den Pausenhof der benachbarten Schule vom Museumsgarten abtrennt und Fluchtwege integriert.
Bild: Kuster Frey
Architekten | Graber Pulver Architekten, Zürich/Bern |
Bauzeit | 2010-2014 |
Bauherrschaft |
Ville de Genève, Département de construction et de l'aménagement |
Bauingenieure |
Weber + Brönnimann, Bern |
Fassadeningenieur | Mebatech, Baden |
Landschaftsarchitekten | Hager Partner, Zürich |
Bereits vom Plainpalais aus ist das schimmernde Dach zu sehen. Das Element wirkt ebenso vertraut wie fremd. Obwohl der Bau relativ klein in Erscheinung tritt und damit den Massstab des Quartiers respektiert, fällt er auf. Man mag an ein polynesisches Haus denken, an ein geflochtenes Blätterdach, eine blechbeschlagene Schatulle oder auch an eine moderne Kirche. Was ins Auge fällt, ist eine facettierte Aluminiumbekleidung mit flächig eingesetzten Fenstern, bei der Fugen und Falten im Zusammenspiel eine komplexe Textur bilden. Das lässt viele Assoziationen zu, entzieht sich aber einer eindeutigen Lesart und ist gerade deshalb ein starkes und angemessenes Zeichen für ein Museum, das sich dem Fremden widmet. Die hohe, spitze Form des Gebäudes wirkt zunächst archetypisch, doch bei näherer Betrachtung werden sogar die Bezeichnungen Haus und Dach fragwürdig. In den Seitenfassaden zeigt sich eine ganz und gar eigenartige, figurale Silhouette, die rückwärtig jäh aufsteigt und sich dabei gleichsam zurücklehnt, um andererseits weit nach vorne auszukragen. Sie findet im Schnitt ihre Entsprechung in einer Faltung, die vom Zugang über das Dach und die Rückwand bis tief in die Erde greift. Im unterirdischen Foyer vor dem Veranstaltungssaal verlässt der Besucher ihren Bereich, um seitlich in die riesige, stützenfreie Ausstellungshalle hinabzusteigen. Die lange, einläufige Treppe ist als Übergang gestaltet, der zwischen dem dunklen, nur punktuell erleuchteten Raum der Exponate und dem hellen, der Stadt zugeschlagenen Raum der Foyers vermittelt. Das Depot, die eigentliche Schatzkammer des Museums, ist in das geschosshohe Tragwerk über der Halle eingearbeitet. Was die Ausstellungen überspannt und was sie inhaltlich trägt, ist hier unmittelbar miteinander verknüpft. Die Bibliothek als Repräsentantin des wissenschaftlichen Referenzraums des Museums befindet sich zuoberst in der Spitze des Gebäudes. Der helle, durchlichtete Dachraum bildet einen maximalen Gegensatz zur unermesslichen Blackbox unter der Erde. Ein Muster aus Fenstern, Akustikfeldern und Dilatationsfugen betont die Ganzheit der mächtigen, schrägen Flächen. Die Diagonalen sind eine Antwort auf den Kräfteverlauf in den Scheiben, die in ihrer ganzen Höhe Teil des Tragwerks sind, das stützenfrei über den Eingangsbereich kragt.
Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf
Gerne informieren wir Sie mehrmals pro Jahr über aktuelle Anlässe, Publikationen und Wissenswertes rund um den Baustoff Beton.