Saal- und Schultrakt formen einen Vorplatz, der mit Brunnen und Rotahorn die Schulstrasse als Zentrum der Öffentlichkeit von Hunzenschwil stärkt.

Schulhaus mit Gemeindesaal in Hunzenschwil

Architekten Schmid Schärer, Zürich
Bauingenieur Ferrari Gartmann, Chur
Planungs- und Bauzeit 2014 – 2017
Auftraggeber Einwohnergemeinde Hunzenschwil

Hunzenschwil an der A1 ist eine typische Agglomerationsgemeinde, die kaum Identität stiftende Elemente besitzt. Die ausgedehnte Schulanlage liegt zwar zentral, ist mit ihren Bauten aus unterschiedlichen Zeiten aber wenig prägnant. Ihre jüngste Erweiterung trägt nun allerdings mit Saalbau, Dorflinde und Brunnen in Nachbarschaft zu Kirche und Gemeindeverwaltung zur Stärkung des öffentlichen Zentrums bei. Ihr Auftritt als Elementbau schafft eine Verbindung zur Sichtbetonarchitektur des benachbarten Schultrakts und spricht von einer rationalen Bauweise. Die Fassade gewinnt aber an Stattlichkeit, indem sie die Betonelemente mit Putzfeldern kombiniert und die Massstäblichkeit verschiebt. Die Gliederung formuliert einen kräftigen, niedrigen Horizont, überspielt dagegen die Deckenstirn, sodass die beiden Geschosse des langgestreckten Baukörpers stark miteinander verwoben werden. Einige Fugen sprechen vom Gefüge, die kräftigsten aber erweisen sich als Schattenfugen mit reiner Gliederungsfunktion, sodass die Wandfelder halb als Ausfachung, halb als Teil der Elemente wirken.

Ähnliche Ambivalenzen beobachtet man auch im Innern. Prägend wirken elementierte Rippendecken, deren unterschiedliche Tragrichtungen zur Charakterisierung der Räume beitragen. Die Eingangshalle wird durch zwei kräftige Kreuzstützen geordnet, die ausgerechnet unter den Fugen der Elemente stehen. So entsteht zunächst der Eindruck, die Sprache der Tektonik werde hier mit einer gewissen Ironie gesprochen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass die Erscheinung des Baus viel direkter die konstruktive Wahrheit widerspiegelt, als man zunächst vermutet. So sind die Deckenelemente bloss acht Zentimeter stark und wirken zusammen mit den zwölf Zentimetern Überbeton, dem sie als verlorene Schalung gedient haben, als schlanke Massivdecke. Ähnliches gilt für das Mauerwerk, das dank seiner Fugenarmierung trotz des sichtbaren Nicht-Verbands nicht nur tragend, sondern sogar aussteifend wirkt.

Die tektonische Sprache entspricht also sowohl der räumlichen wie auch der konstruktiven Logik. Dabei widerspricht sie aber manchen Sehgewohnheiten. Dies erzeugt Irritationen, die mit offensichtlicher Lust ausgekostet werden und das architektonische Repertoire erweitern. Dem Laien wird dies kaum ins Auge fallen. Trotzdem dürfte es kein Zufall sein, dass der Saal von diesem Spiel frei ist und mit seinen kräftigen Primärträgern eine geradezu klassische Anmutung ausstrahlt.

www.schmidschaerer.ch

Fragen und Antworten zur Betonqualität PDF

  • Die Gliederung der langgestreckten Fassade verwischt die Geschossigkeit. Die Tiefe des Reliefs spendet Schatten und wirkt als vermittelnde Schicht zwischen innen und aussen.

  • Im Obergeschoss bringt ein Oberlicht Licht aus Norden in die Garderobennischen und in die Klassenräume. Dies führt zu einer differenzierten, lebendigen Raumfolge, welche die einfache Typologie belebt.

  • Die selbsttragende Fassade mit Betonelementen und Putzfeldern führt eine Gliederung ein, die von einem niedrigen Horizont ausgeht. Dieser findet Anschluss am Dach, das die verschiedenen Trakte des Bestandes untereinander verbindet.

  • Die Eingangashalle verbindet die Geschosse. Die Treppe weicht von der streng orthagonalen Ordnung ab und begleitet mit einer einladenden Geste die Bewegung nach oben. 

Villa Sandmeier, Lacroix Chessex Architectes, Genf

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